Pegel, Panorama und Formanten

Panorama

Pegel

Formanten

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Arbeiten mit dem Stereopanorama

ein Workshop von Michael Ableitner

Mit der Einführung der Stereophonie in den 1950er Jahren und ihrer rasanten Verbreitung haben sich auch Tontechniker und Produzenten mit dem Stereopanorama befasst. Man hatte es ja nicht mehr nur mit einem Lautsprecher zu tun, und dies schuf die Möglichkeit, Klangquellen räumlich, also „zwischen den Boxen“ beliebig zu verteilen. Im Laufe der Jahre haben sich einige Quasi-Standards, Tipps und Tricks etabliert, nach denen man einen Stereomix erstellen kann – keine zwingenden Konventionen, aber nützliche Richtlinien, die man Tag für Tag in Musikproduktionen und im Radio hört. In diesem Workshop sollen einige Regeln und Effekte aufgezeigt werden, die sich im letzten halben Jahrhundert bewährt haben.

Teil 1: Technischer Hintergrund

Bevor wir in die Praxis einsteigen, möchte ich zunächst den technischen, psychoakustischen Hintergrund erläutern. Gleich am Anfang stellt sich die Frage: Wie kann eine Schallquelle überhaupt „mittig“ ertönen, wenn sich in der Mitte gar kein Lautsprecher befindet? Die Antwort ist kurz und einfach: Erklingt ein Ton aus beiden Boxen gleichlaut, gleichzeitig und in gleicher Phasenlage, entsteht zwischen den Lautsprechern eine so genannte „Phantommitte“. Das bedeutet, das Ohr „nimmt an“, die Schallquelle käme direkt aus der Mitte zwischen den Boxen. Dies funktioniert allerdings nur dann, wenn die Speaker zusammen mit dem Hörer in einem gleichschenkligen Dreieck, dem so genannten „Stereodreieck“, aufgebaut sind (siehe Abbildung 1). Stehen die Boxen nämlich in unterschiedlichem Abstand zum Hörer, kommen die Schallsignale nicht mehr gleichlaut und gleichzeitig bei ihm an. Deshalb ist die optimale Aufstellung der Lautsprecher eine entscheidende Grundlage zum Mischen und vor allem für Panoramaoperationen. Folgende Grafik verdeutlicht die Aufstellung.

Abb. 1: Lautsprecher und Tontechniker sollten ein gleichschenkliges Dreieck bilden

Allerdings sollten Sie beim Mischen auch bedenken, dass nicht jeder Consumer Ihnen zuliebe seine Boxen exakt im Stereodreieck aufstellt. Aus diesem Grund werden vor allem Songs, die in Diskotheken gespielt werden, meist sehr „mono-haft“ gemischt, so dass der Hörer – egal wo er sich befindet – jeden Sound und jede Nuance hören kann. Bei typischen Radioversionen oder akustischen Songs bleibt jedoch mehr Raum für Experimente; mehr dazu weiter unten.

Mit diesem Grundwissen können Sie bestimmt schon erahnen, wie es technisch möglich ist, eine Schallquelle im Stereopanorama anzuordnen: Legt man sie am Mischpult direkt in die Mitte (Position <C>), ertönt sie wie gesagt aus beiden Boxen gleichlaut, gleichzeitig und gleichphasig. Verschiebt man die Schallquelle nun am Mischpult weiter zu einer Box hin (etwa nach links), ertönt sie auf der entgegengesetzten dementsprechend leiser – für das Ohr befindet sich die Schallquelle nun weiter links. Dreht man das Panoramapoti dagegen zum Links-Anschlag, erklingt die Spur nur noch aus der linken Box und nicht mehr aus der rechten

Um sich die gewünschte Stereobreite und die Verteilung der einzelnen Spuren eines Songs im Stereopanorama bildlich auszumalen, bietet es sich an, von der Bühnensituation eines Live-Konzerts auszugehen. ‹berlegen Sie sich, wo die Instrumente zu hören sein sollen.. Zeichnen Sie dazu eine Bühne als Lageplan und tragen Sie jedes Audiosignal an der jeweiligen Position ein. Jedes Instrument bekommt dabei seinen eigenen Platz im Panorama.

Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist die Monokompatibilität der Produktion. Immer noch gibt es einige Wiedergabegeräte, die Ihren Song in Mono abspielen, z. B. ältere Fernseher oder kleine Küchenradios. Für diesen Fall wird die Stereo-Masterspur zu einer gemeinsamen Monospur zusammengemischt, so dass alle Panoramainformationen verloren gehen. Treten dabei Phasenprobleme auf (entstanden z. B. bei der Stereomikrofonie oder durch Stereoeffekte), fängt der Sound an, Flanger-artig zu klingen. Deshalb sollten Sie Ihren Song während des Mixes auch oft in Mono abhören, so dass Sie diese Probleme gleich zu Beginn erkennen und beseitigen können.

Teil 2: Panning in der Praxis

Eine wichtige Regel beim Panning besagt, dass man auf die Ausgewogenheit besonderen Wert legen sollte. Stellen Sie sich die Stereobreite als eine Art Waage vor, entlang deren Achse die Musikinstrumente angeordnet sind. Legen Sie zum Beispiel das gesamte Drumset nach links, gerät Ihre Produktion in eine akustische Schieflage, wenn rechts kein adäquates Gegengewicht platziert ist. Oder positionieren Sie eine Rhythmusgitarre halb rechts, dann sollte ein anderes Rhythmusinstrument halb links wieder für die richtige Balance sorgen, beispielsweise ein Keyboard oder eine weitere Gitarre. Diese Regel wird im Folgenden noch klarer.

Das soll fürs erste genug der Theorie sein. Sehen wir uns nun das Panning in der Praxis an und gehen Schritt für Schritt alle Instrumente durch. Traditionsgemäß beginnen wir mit den Drums.

1. Das Schlagzeug:

Beim Schlagzeug werden alle bzw. so viele Trommeln wie möglich jeweils mit separaten Mikrofonen abgenommen. Jedes einzelne Instrument liegt daher beim Mix als Monoquelle vor und kann beliebig im Panorama verteilt werden. Benutzen Sie Samples bzw. MIDI-Drums in Form von VSTi’s, sollten Sie übrigens dieselbe Grundlage schaffen: Das heißt, steht der Drumsgroove, wandeln Sie jedes Instrument (Bassdrum, Snare, HiHat etc.) in eine eigene Audiospur um, damit Sie das Drumset genauso mischen können wie ein echtes. Sehen wir uns die Trommeln und ihre Verteilung im Einzelnen an:

Bassdrum:

Der Bassbereich eines Songs sollte immer mittig gemischt werden. Andere Positionen würden das Ohr zu stark irritieren. Legen Sie daher die Bassdrum grundsätzlich in die Mitte (<C>). Haben Sie die Bassdrum mit mehreren Mikrofonen aufgenommen oder auch Samples gedoppelt, sollten Sie ebenso vorgehen und die einzelnen Spuren in der Mitte übereinander legen. Da die Bassbereiche der Signale in der Regel zu verschieden sind, ist es bedenklich, sie im Panorama zu verteilen. Einzige Ausnahme: Haben Sie es bei Ihrem Song mit einer Doublebass in Form von zwei Bassdrums zu tun, besteht die Möglichkeit, die beiden Trommeln leicht (bis zu 10%) im Panorama zu verteilen, um die Räumlichkeit zu verstärken. Tun Sie das allerdings auch nur an den Stellen im Arrangement, wo der Drummer auch wirklich beide Bassdrums spielt. Dies lässt sich mit Hilfe einer Automation bequem erledigen.

Snaredrum:

Blick man als Zuhörer vor der Bühne auf ein Schlagzeug, fällt auf, dass sich die Snare nicht ganz in der Mitte befindet, sondern leicht rechts von der Bassdrum. Daher mischen sie einige Toningenieure aus Gründen der Authentizität ebenfalls leicht nach rechts. ‹bertreiben Sie das aber nicht, nehmen Sie als Maximalwert höchstens 15%. Bedenken Sie: Da die Snare normalerweise den gesamten Song hindurch spielt, kommt es sonst zu einer starken Rechtslastigkeit und Unregelmäßigkeit im Panorama. Daher belassen die meisten die Snare ebenso wie die Bassdrum in der Mitte. Wurde die Snare mit mehreren Mikros aufgenommen (z. B. von oben und unten), können Sie die Signale leicht links/rechts anordnen, um den Snare-Sound „anzufetten“. Dennoch sollten Sie auch hier auf eine Ausgewogenheit im Panorama achten.

HiHat:

Die HiHat befindet sich noch weiter rechts von der Snare, wird also in der Regel auch nach rechts gelegt. Das hat auch den Vorteil, dass sie besser aus dem Mix herauszuhören ist. Da die HiHat jedoch meist den gesamten Song durch erklingt, sollten Sie auch hier vorsichtig vorgehen. Legen Sie die HiHat zu weit nach rechts (über 60%), kann es schnell zu einer Unausgewogenheit kommen. Besonders im HipHop und Dance wird sie daher ebenso wie Bassdrum und Snare in der Mitte belassen. Wird der Song nämlich in einem Club laut gespielt, könnten diejenigen, die weit von der rechten Box entfernt stehen, die HiHat kaum mehr hören – die Rhythmik des Songs ginge verloren.

Toms:

Genauso wie sich die Toms beim richtigen Schlagzeug über eine erhebliche Breite erstrecken, werden sie auch meist beim Mix im Panorama verteilt. Dabei wird oft extrem übertrieben, d. h. die Toms werden weit in die Ecken gemischt, um das Drumset bei einem Tom-Fill möglichst fett und breit klingen zu lassen. In der Regel haben Sie es mit drei Toms zu tun. Aus Sicht des Zuhörers vor der Bühne wird demnach die High Tom weiter nach rechts gelegt, die Mid Tom auf den Center und die Low Tom weiter nach links. Die Breite entscheiden Sie je nach Geschmack – hier ist alles erlaubt, was gut klingt, nicht stört oder nervt: Mischen Sie gerade ein HeavyMetal-Drumset, bei dem der Drummer nach allen vier Takten einen spektakulären Tom-Fill spielt bzw. die Low Tom durchgängig zusammen mit der Snare anschlägt, sollten Sie die Stereobreite unter Umständen etwas einschränken. Ansonsten können Sie High und Low Tom guten Gewissens bis zu 80 oder sogar 100% in die Ecken mischen. Zusammen mit einem sanften Hall betten sich die Toms dann trotz extremer Verteilung gut in den Gesamtmix ein und sind auch noch gut heraus zu hören.

Overheads:

Bei der Mikrofonierung eines echten Schlagzeugs verstärken die Overheads die Stereowirkung und Räumlichkeit des Drumsets. Dazu kommen für gewöhnlich zwei Mikrofone zum Einsatz, die über den Becken platziert werden, d. h. Sie haben es mit zwei Monospuren zu tun, die hauptsächlich die Cymbals, aber auch das gesamte Set inklusive HiHat, Snare, Toms und Co. beinhalten. Diese beiden Spuren werden nach links und rechts gelegt. Wichtig dabei ist, dass Sie die beiden Seiten nicht verwechseln, d. h. der Kanal, der die HiHat lauter wiedergibt, muss nach rechts gelegt werden und umgekehrt.

Meist werden die Overheadkanäle im Mix komplett, also zu 100% nach links und rechts gelegt. Dies macht das Drumset unglaublich breit und räumlich, hat aber den Nachteil, dass außerhalb der Overheads kein Platz für weitere Signale mehr ist, z. B. für gedoppelte E-Gitarren oder Chöre. Doch in der Realität reicht kein Schlagzeug über die gesamte Bühne. Daher besteht die Alternative darin, die Overheads nur bis zu 70 oder 80% nach links und rechts zu verteilen.

Noch ein wichtiger Punkt zu den Overheads: Spielt der Drummer eine getretene HiHat und das Ride gleichermaßen, sollte das Ride-Becken natürlich genauso präsent sein wie die HiHat, sprich, sich genau entgegengesetzt zur HiHat auf der linken Seite befinden und möglichst gleichlaut sein. Bei einer gewöhnlichen Overhead-Mikrofonierung ist dies oft nicht gegeben. In diesem Fall sollten Sie das Ride-Becken separat mit einem extra Mikrofon abnehmen und diese Spur nach links (bis zu 60%) drehen.

Abb. 2: Panning der Drums. Die beiden Snare-Signale können aufgrund der unter-

schiedlichen Klangfarbe in der Mitte liegen. Die Overheads wurden nicht ganz außen positioniert, um Platz für andere Signale zu lassen. HiHat und Ride bilden genau das Gegenstück

2. Der Bass:

Bassaufnahmen sind normalerweise mono und werden in die Mitte gemischt. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel, z. B. dann, wenn der Bass ein Stereoeffektgerät durchläuft (etwa einen Chorus oder Phaser) – in diesem Fall werden die beiden Kanäle links/rechts gelegt, wobei Sie auch hierbei darauf achten sollten, dass nicht allzu viel Stereowirkung entsteht und so das Gleichgewicht verloren geht. Denn genauso wie die Bassdrum ist der Bass ein klassischer Fall für die Mittenposition, da er in der Regel den gesamten Song durchspielt und auf beiden Lautsprechern gleichmäßig zu hören sein sollte.

Bei gedoppelten bzw. mehrfach mikrofonierten Bässen gilt dieselbe Richtlinie wie bei der Bassdrum: Legen Sie alle Spuren in die Mitte (<C>). Unter Umständen können Sie die Signale auch leicht im Stereopanorama auffächern, dann sollten Sie aber darauf achten, dass die Spuren nicht allzu sehr im Klang variieren. Wenn Sie den Bass z. B. mit einem Shure SM57 und einem AKG C414 abgenommen haben, klingt die C414-Spur viel brillanter und bassärmer als das SM57-Signal. Eine Links-Rechts-Anordnung würde die starken Unterschiede aufzeigen und das Gleichgewicht zwischen den Boxen stören.

3. Die Gitarre:

Beim Panning der Gitarre muss zwischen Rhythmus- und Leadgitarre unterschieden werden. Rhythmusgitarren sollten grundsätzlich in der Mitte liegen, da rhythmusprägnante und durchgehende Instrumente auf beiden Boxen gleichermaßen zu hören sein sollten. Wichtig ist hier die Ausgewogenheit zwischen den Lautsprechern. Da eine einzige Gitarren-Line im Mix meist zu „dünn“ klingt und sich nur schwer durchsetzen kann, werden Gitarren in der Regel gedoppelt, d. h. dieselbe Spur wird mindestens zweimal nacheinander aufgenommen (mehr dazu im nächsten Workshop). Diese gedoppelten Spuren werden im Panorama aufgefächert, damit die Gitarre möglichst breit klingt.

Auch dabei sollten Sie auf Symmetrie Wert legen: Haben Sie fünf Gitarrenspuren, dann können Sie folgendermaßen vorgehen: L100%, L50%, <C>, R50%, R100%. Dieses Prinzip lässt sich auf weniger oder auch mehr Spuren entsprechend anwenden. Mischen Sie die äußeren Gitarren ruhig bis zu 100% in die Ecken, was den Sound nicht nur bei E-Gitarren, sondern auch bei Akustikgitarren wesentlich breiter macht.

Haben Sie es mit zwei unterschiedlichen Rhythmusgitarren zu tun (z. B. Strumming und Picking), entscheidet der Geschmack, wie Sie die Spuren anordnen: Legen Sie die beiden Gitarren übereinander in die Mitte, ergeben sie eine „gemeinsame“ Spur und verstärken das Rhythmus-Feeling. Verteilen Sie die Spuren hingegen nach links und rechts, lassen sich die Unterschiede in den beiden Lines deutlicher heraushören, was sich besonders bei Akustikgitarren bewährt, weniger dagegen bei E-Gitarren.

Nun zur Leadgitarre. Wird sie zusätzlich zum Gesang gespielt (z. B. Phrasierungen in den Strophen), kann die Gitarre beliebig gepannt werden, also z. B. auch weiter links oder rechts. Bei akustischen Songs können Sie sie hier auch extrem in die Ecken drehen, ohne dass das Gleichgewicht verloren geht. E-Gitarren-Leads sind hingegen meist zu „flächig“, so dass dadurch die Ausgewogenheit gestört würde. Gitarrensoli sollten grundsätzlich in der Mitte platziert werden, da sie die Gesangslinie weiterführen und diese ja ebenfalls in der Mitte liegt (siehe unten).

Mischen Sie ein mehrstimmiges oder gedoppeltes Gitarrensolo, bietet es sich natürlich an, die Spuren nach demselben Prinzip wie die Rhythmusgitarre im Panorama zu verteilen (z. B. L100%, <C>, R100% oder enger). Wird über das Solo gesungen, können Solo und Vocals an diesen Stellen auch leicht auseinander gepannt werden, damit beide Melodien besser herauszuhören sind.

Abb. 3: Panning der Gitarren.

Die fünf Rhythmusgitarren sind breit im Panorama aufgefächert, wobei die mittlere Spur am lautesten gemischt ist, nach außen hin wird's dann leiser, das dient der Räumlichkeit. Die Sologitarren sind genau entgegengesetzt gepannt, um sie besonders breit und fett erscheinen zu lassen. Dabei nutzen sie nicht die gesamte Breite aus

4. Keyboards/Piano/Synthies:

Keyboard- und Synthie-Sounds liegen am Output der Instrumente zu 90% bereits in Stereo vor. In der Regel sind die tiefen Töne weiter links und die hohen weiter rechts im Synthesizer positioniert. Bei der Mikrofonabnahme eines Klaviers oder Flügels kommt meist eine Stereomikrofonie zum Einsatz, so dass Sie es – wie bei Keyboards und Synthies – auch hier mit zwei Signalen für links und rechts zu tun haben. Was liegt also näher als diese Stereospur auch genauso im Mix nach links bzw. rechts zu drehen?

In der Tat wird das oft auch so gemacht. In manchen Fällen hat es jedoch auch Vorteile, die volle Stereobreite nicht auszunutzen. Ein Piano oder Synthie, der komplett nach links und rechts gepannt ist, deckt die gesamte (!) Stereobreite zu und lässt nicht mehr viel Platz für andere Quellen weiter außen. Deshalb ist es je nach Komposition von Vorteil, entweder die Stereobreite des Keyboards etwas einzuschränken oder es sogar mono erklingen zu lassen und in eine bestimmte Ecke zu mischen. Dadurch bleibt der Song durchsichtiger und das jeweilige Instrument befindet sich an seinem fest definierten Platz. Das macht sich nicht nur in sehr transparenten Unplugged-Versionen bezahlt, sondern z. B. auch in Wall-of-Sound-Kompositionen mit breiten „Gitarrenwänden“, die durch eine ebenso breite Piano- oder Strings-Wand verwaschen würde.

5. FX-Sounds:

Bei jeglichen Zusatzsounds, Atmos oder Special-Effect-Samples sollten Sie Ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Je extremer Sie die Sounds und Samples im Panorama verteilen und eventuell per Automation umherwandern lassen, desto mehr fallen sie dem Hörer auf. Außerdem: Wenn Sie die Ergänzungssounds weiter in die Ecken mischen, sind sie immer noch gut zu hören, stören aber nicht das Grundgerüst des Songs.

6. Vocals:

Lead-Vocals sind in 95% aller Fälle mono und werden auch mittig gemischt. Die anderen 5% sind FX-Vocals, die ein Stereoeffektgerät durchlaufen haben und absichtlich seitlich positioniert werden.

Vocals sind ein ganz entscheidender Bestandteil eines Songs und sollten immer über beide Boxen ausgewogen zu hören sein. Ausnahmen bilden natürlich z. B. Duette, in denen etwa Frau und Mann leicht links/rechts gepannt werden, damit beide sich leicht voneinander absetzen und gut zu hören sind (übrigens besonders beliebt bei Musicals, in denen die Räumlichkeit der Bühne mit eingefangen werden soll). Dies hat jedoch den Nachteil, dass der Hörer sich immer optimal im Stereodreieck befinden muss, um die Duett-Vocals ausgewogen wahrzunehmen.

Nachdem das Doppeln von Instrumenten beim Gesang gang und gäbe ist, haben Sie es beim Mischen von Vocals oft mit mehreren synchronen Spuren zu tun. Sollen die Vocals nicht zu breit wirken, legen Sie die Doubles mittig (z. B. in der Strophe), möchten Sie mehr Stereobreite erzielen, (z. B. im Refrain), verfahren Sie genauso wie bei der Rhythmusgitarre und legen Sie die Hauptspur in die Mitte und verteilen Sie die Doubles darum herum, z. B. L60%, <C>, R60%.

Besitzt der Song zusätzlich einen Background-Chor, z. B. aus vier Gesangslinien, können Sie diese noch weiter nach außen mischen als den Leadgesang, z. B. auf L100%, L80%, R80%, R100%, damit der Chor den Hauptgesang umschließt. Besitzt der Song keinen Chor und sollen die gedoppelten Lead-Vocals extrem breit klingen, mischen Sie die Doubles ruhig bis zu 100% in die Ecken.

Abb. 4: Panning der Gesangsspuren.

Die Lead-Vocals sind relativ „eng“ gemischt, wobei die mittlere Hauptstimme am lautesten ist und von den Doubles lediglich unterstützt wird.

Der Leadgesang wird von einem sechsstimmigen Background-Chor „umschlossen“, der beinahe die volle Stereobreite einnimmt

7. Fazit:

Wie Sie sehen, existieren beim Panning einige Normen und Konventionen, anhand denen Sie einen klassischen Radio-Mix erstellen können. Vergessen Sie jedoch niemals, dass es sich auch beim Mischen immer noch um Musik und somit um Kunst handelt, – d. h. probieren Sie ruhig auch einmal verrückte und abstrakte Dinge aus: Manchmal erzeugen Sie genau damit das „gewisse Etwas“, das den Song anschließend ausmacht, gerade deshalb, weil Sie sich nicht an die allseits bekannten Richtlinien gehalten haben. Es gilt zwar: Es ist alles erlaubt, was gut klingt. Trotzdem ist es von Vorteil, über die Richtlinien Bescheid zu wissen, schon deshalb, damit man sie bei Gelegenheit gezielt abändern und für sich nutzen kann. Viel Spaß beim Panning.

 

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